„Them Chemicals“ oder „cubische potentiale“

Neulich nächtens,
Weil Zeit und Herz mich so sehr quälten,
Traf ich trinkend auf dem Nach-Hause-Weg
Auf ein Häuschen blauer Farbe,
Wie es jedem Bauarbeiter wohl bekannt sein dürfte.

In der Hoffnung die Reste meines Rausches
Einer chemischen Grube zu übergeben
-sprich: mich drückte die Blase-
Näherte ich mich dem provisorischen Bau,
In Hoffnung auf Erleichterung.

Erst war mir, als hätte ich es übertrieben,
Als ich den kleinen Horst hin- und herschwanken sah,
Doch schon nach einem weiteren Meter
Hörte ich das Stöhnen!
Und wusste: da drin sind mindestens zwei!

“He Leute!” rief ich,
“Habt Ihr es wirklich nicht mehr heim geschafft? Liebt Euch woanders!”
Aber außer Stöhnen erhielt ich keine Antwort
Mir war als hörte ich einen I-Pod noch ein paar Beats spielen.
Also hämmerte ich im Takt gegen die Tür.

Das Häuschen schwankte weiter und ich dachte:
“Na vielleicht sind es auch vier…”
Doch weit und breit auf diesem ach zu öffentlichen Platz
War außer hier keine Deckung zu finden.
Und sagte ich schon, es war spät?

Jedenfalls begann ich nun heftiger zu rütteln.
Und jemand drinnen schrie: “Das ist so geil!”
Eine zweite Stimme: “Komm doch rein!” als der Riegel sich auf schob.
Und während ich noch dachte:”Nein, Liebe ist das nicht…”
Sprach eine dritte:”Hey! Wir haben noch Pillen!”

Da kam ein alter Dämon in mir hoch,
Beugte sich grinsend über mich und flüsterte:
“Die brauchens scheinbar dreckig.”
Also bückte ich mich, ergriff beherzt den Rand der Kiste,
Und hob aus Leibeskraft, bis das Dixie kippte.
Nun veränderte sich das Geschrei,
Und “Jetzt habt Euch mal wirklich lieb!” denkend,
Stemmte ich die Box nach altem Brauch auf die Tür.
Pinkeln musste ich jetzt nicht mehr,
Und die Trauer war mir auch vergangen

 

(vormals erschienen auf der Frankfurter Gemeinen Zeitung)