Zusammen mit und basierend auf der Idee von Inès Neubauer entwickelte Kalahari Seppuku aka Yunus eine experimentelle Neubearbeitung der Frankenstein-Geschichte von Mary Shelley.
In einer innovativen Inszenierung wurde der bekannte, fast popkulturelle, Stoff in Anlehnung an die frühen Horrorfilme im Stummfilm-Stil bearbeitet und in dieser Form live aufgeführt. Die Schauspieler sind streng in schwarz und weiß gekleidet und ebenso geschminkt. Durch die Geschichte führt neben stummfilm-typischen Tafeln, auf denen Dialoge wiedergegeben werden, außerdem der Erzähler, der immer wieder an krisenhaften Wendepunkten vor die in der Bewegung erstarrten Darsteller tritt und den Zuschauern die Wahl überlässt: Wie soll das Spiel weitergehen?
Doch wissen auch die Zuschauer nicht, welche Wahl sie dabei treffen, sie können lediglich eine weiße oder schwarze Karte hochhalten, die sie am Eingang erhalten haben. Allegorisch steht hier vielleicht die rätselhafte Wahl zwischen schwarz und weiß für die Ungewissheit, die alle Entscheidungen im Leben begleitet, bei denen die Konsequenzen noch unbekannt sind.
So führt die Publikumsentscheidung gemäß dem Untertitel „Choose your own disaster“ zu einem immer wieder unterschiedlich ablaufenden Stück, bei dem auch der Ausgang nie gleich ist. Abgerundet wird das Spiel durch stimmungsvolle musikalische Live-Begleitung von Jens Kleemann (als Traumschläger auf der Seite vertreten unter dem Pseudonym DJensEy).
Die Premiere hatte die Aufführung in höchst gediegenem Rahmen im ausverkauften Kellertheater Frankfurt und konnte das Publikum sichtlich mitreißen und begeistern. Bei weiteren vier Vorstellungen in der Klosterpresse blieben ebenfalls weder Plätze frei noch Wünsche offen, die Reaktionen waren sämtlich mehr als angetan und beeindruckt.
Man darf gespannt sein, ob dieses interessante Experiment nochmal zu sehen sein wird, oder ob die nächste Kreation des Autoren-/Regie-Duos folgt, gerüchteweise gibt es da schon mehr als nur eine Idee…
Eine weitere Eindruck der Inszenierung sowie Interviews mit den beiden kreativen Köpfen und weiteren Beteiligten bietet der Bericht bei Feinripp.net.
(Bilder im Bericht teils mit freundlicher Genehmigung von Günther Michels)